Das Heusackerl: einer meiner liebsten Naturschätze

Christa Maria Lunzer, Naturvermittlerin, erzählt.

In meiner Kindheit habe ich vor allem den Geruch des Heus geliebt, er war und ist für mich so vieles: Heimat, genährt sein, geschmackvolle Milch und Kuhstallgeruch. Auch Arbeit, harte Arbeit bis zum Einbringen am Heuboden, Zusammenhelfen und Schwitzen verbinde ich damit.

Wiese – Kräuter – Heu

Irgendwann begann ich mich zu fragen was Heu denn für uns Menschen Gutes tun kann, wenn es schon unsere Tiere so gehaltvoll ernährt.

Je nachdem, wie der Boden beschaffen ist, ob lehmig oder sandig, wie das Kleinklima wirkt und auch abhängig von Lage und Bewirtschaftung entwickeln sich z.B. Mager- oder auch Fettwiesen und daraus folgt eine unterschiedliche Zusammensetzung des Heus. Auch die Geschichte der Landschaft kann uns schon einiges über die Voraussetzungen für spezielle Vegetation erzählen.

Magerwiesen zeichnen sich durch eine größere Artenvielfalt aus und haben einen größeren Wildkräuteranteil. Diese Pflanzen haben eine Vielzahl von Inhaltsstoffen z.B. Flavonoide, ätherische Öle, Gerbstoffe uvm. Der typische Geruch des Heus kommt hauptsächlich von unterschiedlichsten Gräsern und Kleearten, darin ist Cumarin (dieser Inhaltsstoff ist auch im Waldmeister vorhanden) enthalten.

Almwiesen und Wiesen in höheren Lagen sind daher besondere Plätze für das vielfältigere Heu, hier finden sich vermehrt Magerwiesen mit anderen und meist mehr Kräutern.

Wenn ich mich an einem Ort sehr wohl fühle, dann nehme ich mir gerne etwas Heu mit, um mir so eine Erinnerung an diesen Ort mit nach Hause zu nehmen.

Das Heusackerl – ein wahrer Alleskönner

In alten Büchern wird geschrieben, dass Heu in Sackerl oder Kissen aus Baumwolle oder Leinen gefüllt, viele verschiedene Wirkungsweisen hat. Natur wirkt!

Laut Überlieferungen von Kräuterkundigen wirkt Heu unter anderem stoffwechselanregend, durchblutungsfördernd, nervenberuhigend, muskelentspannend, magenentspannend, gelenksberuhigend, schmerzlindernd. Teilweise wurde es auch als das Morphium der Naturheilkunde bezeichnet. Das Kissen wurde entweder direkt aufgelegt wobei die Wirkung durch die eigene Körperwärme zustande kam, es wurden Wickel gemacht oder man hat direkt im Heu gebadet. Eine weitere Anwendung waren Bäder. Das Heu musste dazu im heißen Wasser ziehen, wurde abgeseiht und dem Badewasser beigegeben.

Es gibt aber auch Bereiche, wo das Heusackerl NICHT verwendet wurde: offene Verletzungen, Fieber, Rheumaschübe, Allergien, Unverträglichkeiten!

Das Sackerl kann auch ein liebgewonnener Lebensbegleiter sein. Meines ist dünn und klein. Es kann schon sein, wenn es mal wo zwackt, dass ich das Sackerl in der Hose am Rücken oder am Bauch bei mir trage, zum Einschlafen leg ich es mir auch gerne auf den Bauch. Und jedes Jahr ist es mir eine ganz große Freude, das neue Sackerl zu machen, zu füllen und der Natur zu danken, dass ich dieses Geschenk nun ein ganzes Jahr bei mir haben werde und es mir in vielen Situationen gut tut.

Bitte sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker vor der Anwendung von alten Überlieferungen!

Christa Maria Lunzer, Naturvermittlerin im Naturpark Ötscher-Tormäuer