Heuernte im ÖTSCHER:REICH

mahn - aostrahn –überdrah - zaumriedln - hiefln! Was steckt hinter diesen Begriffen?

Haign – ein geläufiger Begriff für eine althergebrachte Tätigkeit im Ötschergebiet. Auch mahn – aostrahn – zaumriedln – hiefeln genannt. Doch was steckt hinter diesen eigenartigen Begriffen?

Die Heuernte im Ötscher:Reich

Der eigentlichen Heuernte gehen umfangreiche Pflegemaßnahmen auf den Wiesen voraus. Im Frühjahr oder Herbst wird Mist oder Gülle ausgebracht. Im späteren Frühjahr wird die Wiese "gehobelt", d.h. eine Art Egge wird darüber gezogen und damit Maulwurfshügel und dergleichen eingeebnet. Dann werden noch Steine und Äste entfernt und mit ausreichend Feuchtigkeit wächst die Wiese ordentlich an.

Die Heuernte begann im Ötschergebiet je nach Höhenlage Anfang bis Ende Juni. Die Blumen sollten abgeblüht und die Grassamen ausgefallen sein, um auch in den nächsten Jahren eine artenreiche Wiese zu erhalten. In letzter Zeit wird wesentlich früher und öfter gemäht, meist vor dem Blühzeitpunkt, um möglichst eiweißreiches Futter einzubringen.

Mit einer Überdüngung führt diese Vorgangsweise teilweise zu einer starken Artenverarmung auf unseren Wiesen. Der Schnitt beginnt in der Morgendämmerung, weil der Tau das Mähen erleichtert. Ist die Wiese abgetrocknet, werden die Mahden mit der Gabel gestreut.

Die Sonne und der Wind „dürren„ nun das Gras an. Um die Mittagszeit wird es dann "überdraht". Dabei wird das Gras mit einem Rechen oder der Gabel gewendet. Langsam wird nun das "Futter" (Gras) zu Heu. Am späteren Nachmittag – je nach Trocknung oder Gefahr eines Gewitters – ist die Zeit zum "zaumriedeln" (zusammenziehen) und zum "hiefeln" oder "häufeln".

„Ist das Heu am Hiefler, ist es schon halb im Stadl!“

Das Hiefeln selbst ist eine uralte Methode, um bei den unsicheren Wetterverhältnissen im Ötschergebiet hochwertiges Heu in den Stadel zu bringen. Der Hiefler selbst ist ein entrindeter, Fichtenwipfel bei dem die Äste auf kurze Stummeln geschnitten und an beiden Enden angespitzt werden. Ein mittlerer Bauernhof hatte davon bis zu 600, einige hatten über 1000 Stück.

Die Hiefler werden nun auf der Wiese in einer Reihe mit einigen Metern Abstand in den Boden gesetzt. Zum Vorschlagen der Löcher dient eine Eisenstange, die sogenannte Hieflerstange. Das Heu wird nun auf den unteren Zurken meist von den Frauen um den Hiefler geschlungen. Diesen Vorgang nennt man "aodrahn". Am oberen Teil wird das Heu mit der Gabel aufgeschlagen – meist die Männerarbeit.

Da das Regenwasser an der Außenseite des Hieflers abrinnt, wird diese braunrot, während das innere des Hieflers grün und in gutem Zustand bleibt. So kann ein Hiefler bis zu drei Wochen auf der Wiese stehen, ohne dass ein Qualitätsverlust des Heus eintritt.

Die Heuernte ist eine vielschichtige schwere Arbeit, von deren Gelingen auf Dauer das Fortkommen des Hofes abhängt. Schlechtes Heu bedeutet weniger und schlechtes Vieh und dies führt langfristig zum Verlust der Lebensgrundlage.

Mit unserem "Heiga-Tog" unter Anleitung eines erfahrenen Bergbauern-Ehepaares ehren wir die Arbeit unserer Vorfahren und möchten gleichzeitig unseren Besuchern eine Form der althergebrachten Landnutzung vermitteln.

Grüße von der Alm am Tirolerkogel!
Heribert Pfeffer, Naturvermittler